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OKDamit Stromüberschüsse oder -engpässe bereits vor der Lieferung ausgeglichen werden können, ist der Markt in verschiedene Handelsplattformen nach Zeitrahmen aufgeteilt - zum Beispiel:
Terminmarkt: Hier werden Transaktionen Wochen bis Jahre vor der Lieferung getätigt.
Spotmarkt: Hier werden Geschäfte für den nächsten Tag getätigt.
Intraday-Märkte: Hier finden Transaktionen nahezu in Echtzeit statt.
Die Geschäfte werden entweder an Energiebörsen, über bilaterale (ausserbörsliche) Verträge mit anderen Marktteilnehmern oder mit einem Netzbetreiber wie beispielsweise Swissgrid oder Terna abgeschlossen.
Alpiqs Asset Trading hat die Aufgabe, die Produktionsanlagen von Alpiq mit den Energiemärkten zu verbinden, indem das Trading die Risiken, Preise und Chancen auf diesen verschiedenen Märkten antizipiert. Innerhalb von Asset Trading gibt es verschiedene Teams, organisiert anhand von Prozessen, Kraftwerkstypen (Wasserkraft oder thermische Anlagen) und Zeithorizont.
Wir sprechen mit Christoph Bellin, Leiter Asset Trading bei Alpiq, um mehr über dieses Handelsgeschäft zu erfahren.
Eine sichere und effiziente Elektrizitätsversorgung erfordert den Stromhandel. Der kurz- und langfristige Bedarf der Verbraucher schafft Preissignale auf dem Markt. Der Energieverbrauch sowie Teile der Kraftwerke wie die erneuerbaren Energien, die Kernkraft- oder die kohlebetriebenen Anlagen können nur bis zu einem gewissen Grad gesteuert werden. Andere Stromerzeugungstechnologien wie (Pump-)Speicherkraftwerke oder gasbefeuerte Gas-Kombikraftwerke können hingegen sehr flexibel nach den Bedürfnissen der Verbraucher eingesetzt werden. Als Alpiq sind wir mit unseren hochflexiblen Anlagen in diesem Markt sehr gut positioniert.
Nein. Die Aufgabe von Asset Trading ist es, die Preissignale der Märkte zu antizipieren und den effizientesten Einsatz eines Kraftwerks für Alpiq zu ermöglichen. Unser Hauptziel ist es, den Einsatz der einzelnen Produktionsanlagen zum Nutzen von Alpiq als Erzeugerin, aber auch zum Nutzen der Stromverbraucher zu optimieren. Dies erreichen wir durch den Handel einer breiten Palette von Produkten auf verschiedenen Marktplattformen über den gesamten Zeithorizont von nahezu Echtzeit bis zu mehreren Jahren im Voraus.
Vereinfacht gesagt, führen wir jeden Tag eine Reihe von Optimierungsmodellen und -algorithmen durch, um den bestmöglichen Produktionsplan (Dispatch) für jedes Kraftwerk in unserem Portfolio zu berechnen, wobei die Preis-Forward-Kurven sowie die gegebenen Beschränkungen berücksichtigt werden. Dies liefert eine Momentaufnahme des theoretisch optimalen Ergebnisses. Während diese Ansicht den Entscheidungsprozess unterstützt, müssen in der realen Welt viele andere Faktoren berücksichtigt werden.
Wir müssen das Ergebnis des Optimierungslaufs bewerten und es mit einer Expertenmeinung über die erwartete Preisentwicklung kombinieren sowie die Unwägbarkeiten und Risiken des Marktes antizipieren. Dann müssen wir auch unsere bestehende Position auf den verschiedenen Rohstoffmärkten berücksichtigen. Die Komplexität wird noch dadurch erhöht, dass ein flexibles Anlagenportfolio stündlichen Produktionsprofilen ausgesetzt ist. Preis-Forward-Kurven können mit diesen Profilen nicht immer gut umgehen und stündliche Handelsprodukte sind nur auf dem kurzfristigen Markt verfügbar. Ein Asset Trader muss daher diese Aspekte verstehen und bewerten und daraus die entsprechende Handelsstrategie ableiten. Das Ergebnis ist eine täglich oder oft auch untertägig angepasste Handelsstrategie, die dann von den langfristigen, kurzfristigen und untertägigen Asset-Handels-Teams auf den verschiedenen Märkten ausgeführt wird.
Das Ziel des Handels an sich ist es, Risiken zu reduzieren. Wir prüfen sorgfältig, welche Risiken wir bereits eingegangen sind, welche Risiken wir mindern müssen und welche neuen Risiken wir möglicherweise eingehen können. Dennoch ist unser Geschäft immer mit einem gewissen Restrisiko verbunden.
Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Im Falle des Schweizer Produktionsportfolios sind wir angesichts der Größe unseres Portfolios per se mit einem zu wenig liquiden Schweizer Marktumfeld konfrontiert. Obwohl wir versuchen, einen möglichst grossen Teil unserer flexiblen Energieproduktion an Schweizer Kunden zu verkaufen, haben wir immer noch ein grosses Restproduktionsprofil, das aufgrund der mangelnden Liquidität auf unserem heimischen Markt nicht verkauft oder abgesichert werden kann. Der grenzüberschreitende Handel mit unseren Nachbarländern ist deshalb die einzige verbleibende Möglichkeit. Dieses Beispiel zeigt auf, dass wir einem gewissen Preisrisiko ausgesetzt sind, das sich aus der Entwicklung der Preisspanne zwischen der Schweiz und unseren Nachbarländern ergibt
Es ist wichtig zu verstehen, dass der grenzüberschreitende Handel auch der Schweiz dient. Da die Nachfrage und das Angebot in der Schweiz täglich und saisonal schwanken, profitieren die Schweiz und Alpiq vom Energieaustausch mit unseren Nachbarländern. Die Kombination aus der Flexibilität der Schweizer Wasserkraft und dem grenzüberschreitenden Handel ist in unserer aktuellen Situation eine Stärke. So können wir zum Beispiel das Wasser in unseren Stauseen zurückhalten, indem wir an Tagen mit niedrigeren Preisen Energie importieren. Niedrige Preise im Ausland entstehen beispielsweise durch eine hohe Produktion erneuerbarer Energien oder eine geringe Nachfrage. Genauso können wir Strom exportieren, wenn die Nachfrage in der Schweiz gering ist. Nehmen wir zum Beispiel die Schweizer Wasserkraftreserve in diesem Winter. Alpiq hat wesentlich zu dieser Reserve beigetragen, unter anderem auch dank des grenzüberschreitenden Handels.
Ja, natürlich. Oft würden Produzentinnen wie Alpiq gerne mehr in der Schweiz handeln, aber die Produktion muss der Nachfrage entsprechen. Bisher sahen viele Verbraucher in der Schweiz nicht die Notwendigkeit oder hatten nicht die Möglichkeit, ihre Energieversorgung langfristig abzusichern. Wenn eine Stromerzeugerin wie Alpiq den Wert eines Kraftwerkportfolios absichern und das Risiko reduzieren will, bleibt ihr deshalb oft nichts anderes übrig, als die liquideren Märkte in unseren Nachbarländern zu nutzen.
Ja, theoretisch schon. Da jedoch das gespeicherte oder in Form von Zuflüssen erwartete Wasser möglicherweise bereits verkauft oder abgesichert wurde, müssten wir die Wassermenge sehr wahrscheinlich zu einem anderen Zeitpunkt in der Zukunft zurückkaufen. Vielleicht bietet der Markt zu diesem Zeitpunkt aber nicht genügend Liquidität oder das entsprechende Produkt, um diese Transaktion jetzt zu tätigen. Das Asset Trading übernimmt diese Risiken, bis die Position wieder geschlossen werden kann. Unser Team beurteilt und mitigiert diese Risiken ständig auf optimale Weise mit den auf dem Markt verfügbaren Produkten.
Das ist anders. Im Falle unserer internationalen Gaskraftwerke wäre die optimale Risikoabsicherung der Verkauf von Strom und der gleichzeitige Erwerb von Gas und Emissionszertifikaten. In der Praxis ist dies aufgrund der Angebote auf dem Markt zu diesem Zeitpunkt oft nicht möglich, oder es ist nicht erwünscht, weil wir eine Erwartung auf eine bevorstehende Preisentwicklung haben. In diesem Fall wird Asset Trading das Risiko übernehmen, vorausgesetzt die Risikoposition passt zu einer erwarteten Preisentwicklung und bewegt sich innerhalb der vorgegebenen Risikolimiten. Als Alpiq sind wir hier sehr gut aufgestellt: Unser Team von Asset-Händlern ist sehr erfahren und wird von unserem Risikomanagement-Team unterstützt und kontrolliert. Das Risikomanagement ist das Herzstück unserer täglichen Arbeit.
Kenntnisse und Fähigkeiten im Risikomanagement und Fachwissen über die Energiemärkte sind ebenso unerlässlich, jedoch muss ein guter Asset-Händler auch die Eigenschaften und Einschränkungen des zugrunde liegenden Kraftwerkportfolios und dessen Optionsprofil genau kennen. Es reicht nicht aus, diese Elemente einfach in einem Modell zu implementieren. Jedes Kraftwerk im Portfolio von Alpiq ist einzigartig, und nicht alles lässt sich modellieren - letztlich sind es unsere Mitarbeitenden, die den Unterschied machen. Zudem erfordern spezielle Marktsegmente, welche nur für Stromproduzenten mit flexiblen Kraftwerken zugänglich sind, wie der Markt für sogenannte Systemdienstleistungen (betrieben von den Übertragungsnetzbetreibern), dedizierte Expertise und Prozesse.
Asset Trading ist eine Schlüsselkomponente in der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion bis zur Energievermarktung. Es ist aber nicht die einzige. Wir sind auf einen gut funktionierenden End-to-End Prozess angewiesen, der ziemlich komplex ist. Damit alles reibungslos funktioniert, braucht es viele verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowohl innerhalb unseres Teams aber auch in vielen anderen Funktionen, die uns und unsere Prozesse unterstützen. Aufgrund dieser Komplexität ist eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten der Wertschöpfungskette ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Darüber hinaus sind eine robuste IT-Infrastruktur und die richtigen IT-Werkzeuge und -Lösungen unerlässlich.
Der massive Ausbau der erneuerbaren Energiequellen, die steigende Stromnachfrage und die Einführung neuer Technologien werden die Volatilität auf den Energiemärkten weiter erhöhen. Das Asset Trading wird als Bindeglied zwischen Angebot und Nachfrage eine zentrale Rolle spielen.
Es gibt sicherlich viele Unsicherheiten, jedoch können wir sicher sein, dass unsere Branche erheblich wachsen wird, dass der Wettbewerb um Talente zunehmen und dass erstklassige Technologie der Schlüssel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sein werden. Mit unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten werden wir dazu beitragen, ein nachhaltigeres und saubereres Energie-Ökosystem zu schaffen.