Im Unterland litten die Wasserkraftwerke im Sommer 2015 unter der Trockenheit. Gleichzeitig wurden im Sommer wie üblich die Kernkraftwerke revidiert und produzierten deshalb weniger Strom. In Deutschland gab es kaum Wind. Und die Solarmodule verloren wegen der grossen Hitze an Produktivität. Zur Abkühlung schalteten jedoch viele Menschen ihre Klimaanlagen und Ventilatoren ein. Das kurbelte den Stromverbrauch an. Die Folge waren höhere Strompreise. Sie erreichten während mehrerer Tage ein Preisniveau , wie es sonst nur im Winter üblich ist.
Grande Dixence mit Rekord beim Wasserzufluss
Diese Ausgangslage stellte für unsere hoch in den Bergen gelegenen Speicherkraftwerke eine grosse Herausforderung dar. Die lange Hitzeperiode liess die Gletscher aussergewöhnlich stark schmelzen. Deren Wasser füllte die Gebirgsseen. Ein Beispiel dafür ist die Anlage von Grande Dixence: Sie verzeichnete im Juli 2015 einen rekordhohen Wasserzufluss: Er lag 20% über dem Durchschnittswert. Der Stausee fasste 28 Millionen Kubikmeter mehr Wasser. Das entspricht 122 Gigawattstunden oder dem jährlichen Stromverbrauch von rund 27'000 Haushalten. Dank der hohen Verfügbarkeit und Leistung des gesamten Kraftwerkkomplexes von Grande Dixence konnte diese Situation jedoch gut bewältigt werden.
Überlaufrekord bei der Gebidem-Staumauer
Auch die von Alpiq bewirtschaftete Anlage der Electra Massa im Oberwallis war von enormen Schmelzwassermengen betroffen. Im Juli floss aus dem Aletschgletscher 46 Prozent mehr Wasser in die Anlage als sonst in diesem Monat. Entsprechend lief das Kraftwerk Bitsch im Juli mit voller Leistung, was einem Turbinendurchfluss von 55 m3/s entspricht. Der Wasserzufluss betrug in Spitzenzeiten weit mehr als das Doppelte des maximalen Turbinendurchflusses. Obwohl Alpiq den Stausee bis Anfang Juli so tief wie möglich gehalten hatte, belief sich der Überfluss an ungenutztem Wasser schliesslich auf umgerechnet 16,6 GWh. Diese nicht genutzte Wassermenge entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von etwa 3700 Haushalten - ein weiterer, leider negativer Rekord dieses Hitzesommers.