Am 17. Juni 2008 um 20.45 Uhr schaut ganz Fussball-Europa nach Zürich und ist entweder live vor Ort oder am Fernseher mit dabei: Denn genau dann wird im neuen Stadion Letzigrund das EM-Schlagerspiel Frankreich – Italien angepfiffen. Damit den Zuschauern bei diesem vorweggenommenen Finale nichts entgeht, braucht es an diesem Sommerabend vor allem eins: eine hervorragende Beleuchtungsanlage. Und die gibt es zum Glück im Letzigrund. Entscheidend daran beteiligt ist das auf elektrische Spezialanlagen und Verkehrstechnik spezialisierte Geschäftsfeld VT von Kummler+Matter. In Zusammenarbeit mit Regent Beleuchtungskörper, Hess Hefti Martignoni und Bétrix & Consolascio Architekten hat das Geschäftsfeld das ungewöhnliche Beleuchtungskonzept des Stadions realisiert.
Augenfälligstes Merkmal davon sind die 31 Lichtmasten, die bereits das Stadtbild von Zürich prägen. Sie erheben sich wie die Kronblätter einer aufgeblühten Blume aus dem inneren Rand des Stadiondachs. Insgesamt verfügt das Stadion über 398 Strahler. Dabei wurden je 7 bis 8 Strahler auf und unter dem Dach sowie an der Dachkante angebracht.
Blendende Lösung, die nicht blendet
Eine grosse Herausforderung im neuen Letzigrund bestand darin, die unterschiedlichen Anforderungen von Leichtathletik- und Fussballbeleuchtung unter einen Hut zu bringen. Ausgeleuchtet werden musste je eine Leichtathletikfläche von 15'000 m2 und eine Fussballfläche von 7'140 m2. Für ein optimales Resultat war die exakte Beleuchtungsberechnung von zentraler Bedeutung. Dabei galt es zum Beispiel zu berücksichtigen, dass keine Scheinwerfer in einem Winkel von mehr als 15° ab der Grundlinie des Spielfelds montiert werden durften, da sie sonst Torhüter und Feldspieler blenden würden.
Auch die Minergie-Vorschriften erfüllt
Neben den Aussenflächen galt es aber auch das Innere des Stadiongebäudes zu beleuchten. Diese Beleuchtung ist sehr funktional gehalten. Die massgeblichen Kriterien waren helle Räume, effiziente Leuchten und die Lichtregelung. Dies erforderte eine besondere Sorgfalt bei der Lichtplanung und der Installation. Insbesondere, weil es galt, die von der Stadt vorgegebenen Minergie-Vorschriften zu erfüllen. Als weitere Besonderheit wurde zur Sicherstellung einer unterbruchfreien Beleuchtung eine zweiseitige elektrische Erschliessung des Stadions angebracht. Dadurch konnte der Einsatz von Leuchten mit einer sofortigen Heiss-Wiederentzündung vermieden werden. Und während Italien und Frankreich im Letzigrund um den Sieg kicken, braucht dennoch niemand zu befürchten, dass plötzlich die Lichter ausgehen.
Muschel mit «fliegendem» Dach
Der neue Letzigrund wurde nur gerade ein Jahr nach Baubeginn am 30. August 2007 feierlich eingeweiht. Das Stadion begeistert seither als multifunktionale Arena ohne Mantelnutzung. Sein Fassungsvermässgen beträgt je nach Anlass zwischen 25'000 (Fussball), 30'000 (Leichtathletik) und 50'000 (Konzerte) Plätze. Die spezielle Architektur, die sich an einer eingedrückten Muschel orientiert, ergibt sich durch die Absenkung des Spielfelds um acht Meter. Die Zuschauertribüne liegt an der Ostseite auf dem Erdreich auf. Eine Rampe erschliesst die Tribüne und das Restaurant. Darüber «fliegt» das Dach.